Getreideernte 2015 erreicht Niveau des Vorjahres

31.07.2015 Sorge um die Herbstfrüchte

Der Großteil der Getreideflächen ist bereits abgeerntet. Der wochenlange Sonnenschein ließ das Getreide in den meisten Anbaugebieten rasch abreifen. Bei bestem Erntewetter starteten die Mähdrescher und ermöglichten größtenteils eine rasche und unkomplizierte Einbringung.
Die Erträge bei Getreide fallen im Erntejahr 2015 zufriedenstellend aus, obwohl die Niederschlagsmenge laut ZAMG speziell im Juni 2015 österreichweit gesehen um 25 % unter dem vieljährigen Mittel lag. Am trockensten war es dabei größtenteils in der Osthälfte von Österreich, mit einem Niederschlagsminus von 50 bis 75 %, im östlichen Weinviertel sowie entlang des Leithagebirges bis zum Wechselgebiet sogar mit über 80 %. Im Juli sorgte dann die Hitze für tropische Nächte und ein Hitzerekordwert jagte den anderen.

„Die prognostizierte Produktion von 3,3 Mio. t Getreide (ohne Mais) entspricht dem Niveau des Vorjahres. Mengenmäßig kann von einer guten Ernte gesprochen werden, die Topqualitäten bei Weizen wurden nicht erreicht. Bei späteren Kulturen wie Mais, Sojabohne, Zuckerrübe oder Kartoffel ist in manchen Gebieten nach derzeitigem Stand mit deutlich geringeren Erträgen sogar bis zu einem Totalausfall zu rechnen“, informiert Dipl.-Ing. Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA).

Versorgungsbilanz

Mit der momentan geringer eingeschätzten Maisernte wird eine Gesamtproduktion im Jahr 2015 von 5,1 Mio. t erwartet. Diese entspricht dem Ergebnis der letzten 5 Jahre. Mit diesen Produktionsaussichten und einem Inlandsverbrauch von 5,8 Mio. t Getreide werden Exporte von 1,4 Mio. t erwartet. Gleichzeitig steigt der Importbedarf auf 2,1 Mio. t an.

„Eine Tonne exportiertes Getreide erzielt eine um 50 % höhere Wertschöpfung als die gleiche Menge an importiertem Getreide. Trotz der etwas geringeren Qualität im heurigen Jahr können wir unsere Exportmärkte mit Qualitätsgetreide weiterhin bedienen. In der Branche herrscht Einigkeit, dass auch künftig in Österreich die Qualitätsproduktion im Vordergrund stehen soll“, so der Vorsitzende des Verwaltungsrates der AMA, ÖkR Franz Stefan Hautzinger.

Deutliche Änderung der Anbauflächen

Die Getreideanbaufläche wurde österreichweit gegenüber dem Vorjahr um rund 2.500 ha auf insgesamt 579.965 ha reduziert.
Entgegen ersten Prognosen hat die Anbaufläche für Weichweizen stark verloren
(-10.633 ha), auch Roggen muss abermals einen großen Flächenverlust (-8.715 ha) hinnehmen.
Körnermais hat die Fläche des letzten Jahres ebenfalls nicht halten können und verliert 14.142 ha auf 183.825 ha. Verantwortlich dafür sind primär Fruchtfolgemaßnahmen und das allgemeine Beizverbot.
Stark ausgeweitet wurden die Anbauflächen von Hartweizen (+5.009 ha), Wintergerste (+5.585 ha) und Dinkel (+3.791 ha).
Auffallend ist das Anbauverhalten im Bundesland Steiermark. Während sich die Maisfläche um 17 % verringert, wurde die Getreidefläche um 18 % und die Ölsaatenfläche um 50 % ausgeweitet.

Bei den Ölsaaten geht der Trend des letzten Jahres weiter, die Sojabohne legt weiter zu und erreicht bereits eine Fläche von 56.867 ha. Ausschlaggebend dafür dürften vor allem die attraktiven Preise sein. Die größten Verluste haben wenig überraschend den Raps getroffen, welcher aufgrund des Beizverbotes, den niedrigen Preisen im vorigen Jahr und neuer Richtlinien in der ÖPUL-Maßnahme (Raps zählt nicht mehr als Winterbegrünung) einen Rückgang auf 37.493 ha
(-15.266 ha) hat.
Auch bei den Ackerbohnen ist eine Flächenausweitung um fast 40 % auf 10.822 ha zu verzeichnen.

Optimaler Start mit heißem Finish

Zur Aussaat im Herbst 2014 herrschten ideale Bedingungen, die Kulturarten entwickelten sich rasch und unproblematisch. Ein feuchter Herbst und ein nicht besonders strenger Winter mit wenigen Frosttagen ließen die Bestände in allen Regionen gut überstehen. Wesentlich gestärkter als zum Vorjahr ging das Wintergetreide auf Grund ausreichender Winterfeuchte daher in das Frühjahr. Das Weinviertel wurde ab Mitte April bis zum Pfingstwochenende mit Niederschlägen zur Vegetation leider nicht ausreichend versorgt. In anderen Regionen war der Niederschlag bis zu diesem Zeitraum zufriedenstellend.
 
So wie auch im Jahr 2014 herrschten auf Grund der Witterung wieder ideale Bedingungen für Krankheiten wie Gelbrost und Blattfleckenkrankheit. Deshalb waren heuer sachgemäße Bearbeitung der Kulturen und die Sortenwahl besonders wichtig.
 
Nach einer Hitzewelle Anfang Juni konnte schon sehr früh in den pannonischen Frühdruschgebieten mit der Ernte begonnen werden. Die Erträge waren überdurchschnittlich gut und auch das Hektolitergewicht überraschte. Beim Eiweiß wurden dagegen vergleichsweise die hohen Werte des letzten Jahres nicht erreicht, ein Hinweis darauf, dass die letzte Stickstoffdüngung wegen fehlendem Wasser nicht mehr wirken konnte.
 
In den letzten Tagen konnten die Erntearbeiten in den meisten Regionen – mit Ausnahme der klassischen Spätdruschgebiete (Waldviertel) - bereits abgeschlossen werden.

Guter Ertrag mit durchschnittlichen Qualitäten

Die Erträge sind bei Getreide im Erntejahr 2015 zufriedenstellend ausgefallen. Die Getreideproduktion (ohne Mais) wird auf rund 3,3 Mio. t geschätzt und liegt somit auf dem Niveau des Vorjahres.
Auffällig sind die Unterschiede innerhalb einer Region, oft von Feldstück zu Feldstück. Entscheidend für gute Erträge war das Wasserhaltevermögen der Böden. Auf guten Bodenbonitäten konnten die Niederschläge vom Herbst und Winter gespeichert werden und Kulturen, insbesondere das Wintergetreide, zehrten bis zur Ernte davon. Große Auswirkung auf die Erträge hatte die Trockenheit im Frühjahr auf sandigen Schotterböden.
„Gerade im internationalen Jahr des Bodens zeigt sich welche wichtige Rolle der Boden im Wasserkreislauf einnimmt. Dadurch können nach starken Niederschlägen Hochwasserspitzen abgemildert, in Trockenperioden Wassermangel vermieden werden“, ist Hautzinger vom Boden als Grundlage des Lebens begeistert.

Weichweizen ist in Österreich die wichtigste Getreideart, davon werden über 1,7 Mio. t geerntet, das sind 3,7 % weniger als im Vorjahr. Die Ernte in Oberösterreich liegt hingegen im mehrjährigen Trend. Bundesweit wird die Qualitätsverteilung derzeit auf 15 % Premiumweizen, 30 % Qualitätsweizen und 55 % Mahl- und Futterweizen geschätzt.
Winterhartweizen (Winterdurum) zeichnet sich durch hervorragende Qualitäten und Erträge aus. Sommerdurum erreicht ebenfalls diese Qualitäten, bleibt aber bei den Erträgen zurück.
Sehr erfreulich verlief die Entwicklung bei Gerste, insbesondere jene der Wintergerste. Sehr gute Erträge gepaart mit sehr guten Qualitäten sorgen für gute Stimmung bei den Landwirten.
Sommergerste erreichte trotz der Hitzewelle im Juni gute Werte und überraschte mit guten Siebungsergebnissen.
Roggen, nach Weizen das zweitwichtigste Brotgetreide in Österreich, lieferte bis jetzt zufriedenstellende Erträge und Qualitäten, wobei die Ernte im Hauptanbaugebiet Waldviertel noch aussteht.
Der Raps mit schwachen Hektarerträgen von 2 bis 3 t je Hektar und einer drastisch gekürzten Anbaufläche war einer der Verlierer in diesem Jahr.
Durchschnittliche Erträge hat dieses Jahr auch die Körnererbse mit rund 3 t je Hektar erreicht. Es zeigt sich generell, dass das Wintergetreide besser abschneidet als das Sommergetreide.

Internationaler Getreidemarkt

EU-28 Ernteprognosen reduziert, weltweite Versorgungslage gut

 

Nach 2 Jahren mit Rekordernten bei Getreide und Ölsaaten sind die Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2015/2016 unter jenen des Vorjahres.
„Vor allem in der EU-28 wurden die Ernteschätzungen aufgrund der Hitzeperiode deutlich reduziert. Die Versorgungsbilanz für den weltweit zweitgrößten Getreideexporteur (EU-28, Exportanteil 12,8 %) weist ein deutlich verändertes Bild auf, trotzdem zeigt die neueste Schätzung des internationalen Getreiderates (IGC) weiterhin eine komfortable weltweite Versorgungslage“, berichtet Christian Gessl, zuständiger Abteilungsleiter der AMA.

EU-28: Getreidefläche unverändert, Ölsaatenfläche reduziert

Die Anbauflächen für Getreide sind mit 57,3 Mio. ha gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert geblieben.
Die Ölsaatenfläche wurde - trotz Ausweitung der Anbaufläche für Sojabohne - um ca. 2,6 % verringert. Grund dafür ist die Flächenreduzierung bei Raps.

EU-28: Ernteschätzung deutlich reduziert

Mit zunehmender Annäherung an den Erntebeginn wurden aufgrund der anhaltenden Hitzeperiode in Europa die prognostizierten Zahlen reduziert. Die aktuelle Schätzung seitens der EK beläuft sich auf eine Getreideproduktion von 301,7 Mio. t. Die Getreideernte liegt somit um 27,3 Mio. t unter dem Vorjahr, die Produktion übersteigt jedoch um 2,5 % den Schnitt der letzten 5 Jahre.
Die Rückgänge fallen vor allem bei Weichweizen (-9,4 Mio. t) und Mais (-12,3 Mio. t) deutlich aus.
Die Ölsaatenproduktion liegt um 8,5 % unter dem Vorjahreswert, wobei vor allem bei Raps ein Minus in Höhe von 10,6 % verzeichnet wird.

EU-28: Neues Bild der Versorgungsbilanz

Die Getreideversorgungsbilanz in der EU-28 zeigt nachstehend geänderte Einflussfaktoren:

  • Die hohen Lagerbestände zu Beginn des Wirtschaftsjahres kompensieren teilweise die geringere Ernte.
  • Die deutlich reduzierte Produktionsmenge erfordert höhere Importe.
  • Das hohe Exportprogramm des Vorjahres wird nicht erreicht.
  • Die Getreidelager zum Ende des Wirtschaftsjahres 2015/2016 werden deutlich reduziert werden.

Weltmarkt: Rekordjahr 2014/2015

Das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2014/2015 war geprägt durch einen weiteren Aufbau der weltweiten Lagervorräte. Neuerliche Rekordernten - sowohl bei Getreide als auch bei Ölsaaten - übertrafen den weltweiten gestiegenen Verbrauch. Die Getreidevorräte erreichten mit 444 Mio. t, den höchsten Wert der letzten Jahre. Die Situation der guten Weltversorgung wurde weitergeführt.

Weltmarkt: weiterer Flächenzuwachs

Für das Wirtschaftsjahr 2015/2016 wurde die Anbaufläche weltweit wiederum ausgeweitet (+8,6 Mio. ha Getreide sowie +14,5 Mio. ha Ölsaaten in 5 Jahren). Die größten Flächenzuwächse werden bei Weizen (+1,8 %), Mais (+3,6 %) sowie bei Sojabohnen (+17,3 %) verzeichnet.

Weltmarkt: Produktion um 2,1 % unter dem Vorjahr

Die neueste Schätzung des IGC zur Weltgetreideernte ergibt einen Rückgang in Höhe von 43 Mio. t gegenüber dem Vorjahr. Bei Weizen ergibt die Analyse einen Rückgang von 11 Mio. t, die Maisproduktion wird um 34 Mio. t geringer erwartet. Die jüngste Ernteschätzung für Sojabohnen beläuft sich auf 316 Mio. t (-1,9 % gegenüber dem Vorjahr).

Welt: Versorgungsbilanz

Die Weltgetreideversorgungsbilanz wird lt. IGC nach 2 Jahren der Produktionsüberschüsse heuer leicht defizitär ausfallen.
Die weltweiten Weizen- und Maisbilanzen zeigen einen leicht wachsenden Verbrauch (+2 Mio. t), eine geringere Produktion sowie einen Abbau der Lagervorräte (-9 Mio. t).

Fazit: Versorgungslage weiterhin gesichert

Die jüngsten Produktionseinschätzungen bei Getreide werden den weiter leicht steigenden Verbrauch erstmalig nach 2 Jahren nicht abdecken. Der dadurch bedingte Lagerabbau fällt jedoch gering aus. Die weltweiten Vorräte bleiben 22 % (stock-to-use) vergleichsweise hoch, die Versorgungslage gut.
Bei den Ölsaaten werden ähnlich hohe Produktionsmengen wie im Vorjahr erwartet, die weltweiten Lagervorräte bleiben weiterhin auf hohem Niveau. Diese Umstände bewirken eine weiterhin gute weltweite Versorgungslage.
 
Die Rekordernte der letzten Jahre haben die Weltmarktpreise unter Druck gebracht. Im Vergleich zum 2-Jahreshoch notiert Weizen derzeit um 19 %, Mais um 10 % sowie Raps um 13 % tiefer. Bis zum endgültigen Ergebnis der Erntemengen ist momentan von einem instabilen Preisniveau auszugehen.

Weiterführende aktuelle Informationen zum nationalen und internationalen Getreidemarkt finden Sie im Internet unter www.ama.at.

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Für weitere Informationen steht Ihnen gerne zur Verfügung:

Fachliche Informationen
Christian Gessl
Abteilungsleiter „Marktordnungen, Marktinformation“
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Fax: 01/33 151-4469
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