Getreide-Marktlage Ende Juni 2016

29.06.2016 Hohe Ernteerwartung, Ungewissheit bei Qualität

An der Wiener Produktenbörse laufen noch kleine Geschäfte mit alterntiger Ware. Qualitäts- und Mahlweizen halten die Kurse der Vorwoche mit 154,50 EUR/t und 145 EUR/t.

In Österreich steht man im Frühdruschgebiet unmittelbar vor der Wintergersten-Ernte. Die Witterung war im Juni in Österreich unbeständig und mancherorts zu feucht. Die Getreide-Bestände haben sich überaus üppig entwickelt. Der Pilzbefall macht sich bemerkbar.

Um den 20. Juni wurde im Osten Österreichs auf leichten Böden mit der Wintergersten-Ernte begonnen. Der Druschbeginn ist als normal zu bezeichnen. Nur im letzten Jahr hat die Getreideernte mit Wintergerste um eine Woche früher eingesetzt. Erträge zwischen 60-70dt/ha, Hektoliter-Gewichte um 65 kg und Proteingehalte um 10-12% bestätigen die Erwartungen. Beim Eiweiß besteht eine Breite. Dort wo noch Stickstoff ausgebracht wurde sind die Eiweißgehalte zu hoch. Als Futtergerste aber wieder gut einsetzbar. Die Weizenbestände versprechen viel Roh-Produkt, aber lassen die Qualitätshoffnung etwas schmälern.

Die Rapsernte steht auf sandigen Böden auch unmittelbar bevor. Gute Erträge werden vorhergesagt.

EU-Austritt Englands sorgt für Verwirrung

Die Getreidenotierungen haben nach Monatsmitte kräftig  an Wert verloren. Einige Faktoren (Verunsicherung über die Getreideernte in Europa) spielten für die Kursverluste eine Rolle. Die starken Regenfälle in manchen Hauptanbaugebieten der EU und die feucht-warme Witterung könnten zu Qualitätseinbußen beim Weizen führen. Dauerregen hat den Pilzbefall im Getreide erhöht. Die bereits angelaufene Weizenernte in den USA schafft auch Ungewissheit über Quantität und Qualität. Die hohen Lagerstände aus der alten Ernte führen zu Engpässen in der Lagerkapazität. Dazu hat jetzt noch der BREXIT auch den Finanzmarkt geschwächt. Der Aktienmarkt hat einen bedeutenden Einbruch erlitten.
 
Der BREXIT (23. Juni) sorgte für große Turbulenzen auch bei den internationalen Getreidebörsen. Der Euro hat unmittelbar nach der Abstimmung in Großbritannien nachgegeben (der Euro fiel am 27. Juni unter 1,10 US- Dollar) und der internationale Getreidemarkt ist unter Druck geraten (zweistellige Verluste). Insgesamt waren die Verluste an den relevanten Terminbörsen überschaubar und nicht von langer Dauer. Die Ölsaaten- und Rohölpreise hatten auch nach dem überraschenden Abstimmungsergebnis zu kämpfen; augenblickliche Verluste der vorderen Termine. Bei Rohöl hält mit dem festen US-Dollar diese Situation noch an.
 
DI Schluge, 29.6.2016