Marktinformation Obst und Gemüse – Europäische Union

19.12.2017 Einschätzung der Marktlage für Äpfel, Tomaten, Bananen, Zitrusfrüchte und Blumen im Verwaltungsausschuss Obst und Gemüse vom 12. Dezember 2017, Brüssel

In der Präsentation der Marktlage für Obst und Gemüse wurden von den Experten der Europäischen Kommission die ungünstigen klimatischen Bedingungen für das Erntejahr 2017 besonders hervorgehoben. Unter geringen Niederschlägen bzw. Dürre hatte vor allem die Iberische Halbinsel zu leiden, wobei bedeutende Anbauregionen in Portugal durch Waldbrände zusätzlich schwer beeinträchtigt wurden. Es kam aber auch in Ungarn, dem Vereinten Königreich und Belgien zu Niederschlagsdefiziten. Hohe Temperaturen und lokale Ereignisse führten ebenfalls zu Ernteverlusten, wobei die Zitrusernte vom Hagel unbeeinträchtigt geblieben zu sein scheint.
 
Äpfel – Empfindliche Produktionseinbußen führen zu deutlich höheren Preisen
 
Von den extremen Witterungsbedingungen blieb auch der europäische Apfelmarkt nicht verschont. Frost führte zu einem empfindlichen Rückschlag in der EU-Produktion. Viele Äpfel gelangten nicht auf den Markt, sondern mussten qualitätsbedingt im Vorfeld aussortiert werden. Endgültige Zahlen über die tatsächliche Erntemenge 2017 liegen noch nicht vor, die Prognosen gehen aber von einem Rückgang von 21 bis 24 Prozent aus. Deutliche Preissteigerungen waren die Folge. Im Oktober wurden im EU-Durchschnitt auf Ebene der Produzenten bzw. des Großhandels um 39 Prozent höhere Preise erhoben. Von den großen Erzeugerländern stiegen die Preise in Deutschland mit 75 Prozent besonders deutlich, gefolgt von Polen mit 66 Prozent (Polen ist der größte Apfelproduzent in der EU mit dem zugleich niedrigsten Preisniveau.) Frankreich war als einziger großer Produzent von keinen Ernteeinbußen betroffen, konnte aber mit einem Preisplus von 26 Prozent vom knappen Apfelangebot in Europa profitieren. In Grenzen gehalten haben sich die Preisänderungen in Italien – für die Europäische Kommission ein Zeichen, dass eine gute Planungssicherheit für die Erzeuger gegeben ist.
 
Die kleineren Produzenten in der EU blieben von den Wetterkapriolen ebenfalls nicht verschont und können die Verluste der großen Produzenten nicht ausgleichen. Im Gegenteil, diese 24 Länder verlieren weiter an Markanteil.
 
Tomaten – Angebotsknappheit zu Saisonbeginn
 
Aufgrund der hohen Temperaturen musste mit der Pflanzung der Tomaten in den Gewächshäusern zugewartet werden. Ein verspäteter Saisonbeginn war die Folge. Zusätzlich kam es temperaturbedingt zu einem starken Auftreten von Viruserkrankungen. Zudem macht sich ein Trend zur Saisonverlängerung stärker bemerkbar. Während zum Beispiel Italien bemüht ist, die Wintersaison zu verlängern, sind Belgien und die Niederlande bestrebt, den Saisonbeginn vorzuverlegen. Das führt bei günstigen Bedingungen zu einer Überlappung des Angebotes bzw. zu einem Überangebot mit zwischenzeitlichem Druck auf die Preise.  Die Tomatenpreise konnten sich ungeachtet dessen von August bis September dennoch gut behaupten. In den Hauptproduktionsländern lagen die Preise über dem langjährigen Mittel. Am auffälligsten war die Entwicklung in Italien mit weit überdurchschnittlichen Preissteigerungen.  In einem viel geringeren Umfang wiesen auch Spanien, Frankreich und die Niederlande höhere Preise aus. Wobei in diesem Zusammenhang der saisonbedingten Sortengewichtung eine große Bedeutung zukommt und die Aussagekraft über die Preisentwicklung nur bedingt verlässlich ist.
 
Zitrusfrüchte – Rückgang in den großen Erzeugerländern
 
Die Wetterverhältnisse bringen auch für dieses sehr wichtige Marktsegment im historischen Vergleich hohe Preise. Die Baumblüte war beeinträchtigt und in Folge wurden nur kleinere Früchte ausgebildet. Dazu mussten aufgrund der Trockenheit die Kulturen stärker bewässert werden. Die damit verbunden höheren Kosten wurden auch durch höhere Preise nicht wettgemacht, der wirtschaftliche Druck auf die Produzenten nahm zu. Für den weiteren Marktverlauf ist die Entwicklung auf dem Weltmarkt wesentlich. Dazu gehören eine kleinere Grapefruit-Produktion in Australien, das Entstehen neuer Sorten und Konsumimpulse aufgrund geänderter Ernährungsgewohnheiten.
 
Blumen – Europa weltweit größter Blumenproduzent
 
Die Europäische Union hat mit 31 Prozent den größten Anteil am weltweiten Blumenmarkt, gefolgt von den USA. Insgesamt werden global nach vorsichtigen Schätzungen EUR 35 Mrd. umgesetzt. Auf die Europäische Union als Nettoexporteur entfallen EUR 18 Mrd. Es ist somit ein großer und bedeutender Markt, mit den Niederlanden als größtem Produzenten. Schnittblumen wurden von den EU-28 zu einem Warenwert von EUR 1,7 Mrd. eingeführt, die Exporte erreichten rd. EUR 2 Mrd. und gehen in erster Linie in die Schweiz.
 
Bananen – Preise könnten geringfügig steigen
 
Die Vorschau auf die europäische Bananenproduktion lässt einen leichten Rückgang erwarten. Dadurch könnten die Preise geringfügig steigen. Der EU-Verbrauch an Bananen lag 2016 bei insgesamt 6,12 Mio. Tonnen oder 10 Kilogramm pro Kopf. Die EU-Produktion dürfte 2017 unter dem Wert von 2016 liegen. Mit knapp 600.000 Tonnen werden ca. 10 Prozent des EU-Verbrauchs gedeckt. Intensive Marktbeobachtungen sollen sicherstellen, dass die EU-Produktion keinen Marktstörungen ausgesetzt ist. Die Einfuhrmengen werden wöchentlich erfasst und bei Erreichen eines Schwellenwertes von 80 Prozent wird eine Warnmeldung an die institutionellen Gremien geschickt. Aktuell sind keine Anzeichen für eine Beeinträchtigung oder Störung des Marktes gegeben. Die Einfuhren liegen deutlich unter dem kritischen Niveau.
 
Aussichten – Sektor muss sich weiterentwickeln
 
Die Europäische Kommission betont aufgrund der vielfältigen Herausforderungen auf dem Obst- und Gemüsemarkt die Wichtigkeit von Maßnahmen zur Absatzförderung. Herausfordernde klimatische Bedingungen und sich ändernde Verbrauchergewohnheiten erfordern das Entwickeln neuer Sorten und die unterstreichen die Wichtigkeit von Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Der Förderung der biologischen Erzeugung ist ebenso ein für die Zukunft des Sektors wichtiges Anliegen.

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Reiter, 18.12.2017