AMA Erntegespräch 2019 - Kartoffeln

25.09.2019 Branchentreff im Herzen des Kartoffelbaus

Am 18. September war es wieder einmal so weit. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich, die Interessensgemeinschaft Erdäpfelbau und die Agrarmarkt Austria luden Branchenvertreter, Marktbeteiligte und Experten bei herrlichem Spätsommerwetter in das malerische Stetteldorf am Wagram, Bezirk Korneuburg/NÖ, um das traditionelle Erntegespräch für Erdäpfel abzuhalten.Neben Vorträgen rund um den nationalen- und internationalen Kartoffelmarkt, war insbesondere der Austausch zwischen den Teilnehmern erklärtes Ziel dieser Veranstaltung. Die Branche ist überschaubar. Man kennt und schätzt sich. Hier ein kurzer Überblick.

Das letzte Wirtschaftsjahr endete früher als gewöhnlich mit einem medialen Paukenschlag.
Im Normalfall sind Herr und Frau Österreicher durch das Jahr mit heimischer Ware versorgt. Heuer war es anders. Die rot-weiß-roten Kartoffelbestände gingen, den hohen Aussortierungen geschuldet, schon im April zu neige.  Bis zum Markteintritt der neuen Ernte musste daher die Versorgungslücke mit teuren Importen aus Frankreich, Israel und Ägypten gedeckt werden.

Flächenspezifisch gab es zum Vorjahr bei den Kartoffeln keine große Bewegung. Bundesländerübergreifende Verschiebung sehr wohl. Die AMA berichtete ausführlich. AMA – Flächenauswertung Kartoffeln 2019

Die Auspflanzungen verliefen unter guten Bedingungen. Der nasskalte Mai führte allerdings zu gebremsten Wachstum und hohen Knollenansätzen. Generell war die Frühkartoffelsaison bundesweit von zügiger Flächenräumung geprägt. Angebotsdruck kam, im Gegensatz zum letzten Jahr, nicht auf.  Der Markt wäre sogar weit darüber hinaus aufnahmefähig gewesen.
Im Monat Juni hatte insbesondere unbewässertes Pflanzgut unter Hitze und Trockenheit zu leiden. Durchschnittlich 20t/ha meldeten Niederösterreichs Trockengebiete. Ein Wert der nicht zufrieden stellen konnte. Immerhin, die Erzeugerpreise für Frühkartoffeln blieben auch im Juli stark und notierten mit durchschnittlich 38,20 EUR/dt, 110 % über dem zugegeben schwachen Vorjahresniveau. Im Hinblick auf die hohen Aufwände des letzten Jahres ein wichtiges und richtiges Signal.

Was tut sich derzeit auf Österreichs Kartoffeläckern? Die Haupternte ist voll im Gang. Geschätzte 50 % liegen noch am Feld. Tendenziell sind die Sortierungen eher kleinfallend. Wo das Kraut noch nicht abgestorben ist, sind überschaubare Zuwächse allerdings noch möglich. Die Branche spricht von guten bis sehr guten Qualitäten. Ob im Speise-, Saat- oder Stärkesegment. Um weitestgehend planbare, kontinuierliche Lieferergebnisse zu erzielen wird seitens des Handels und der Industrie bei kontrahierten Flächen nicht immer, aber immer öfter auch auf Beregnungsfähigkeit gesetzt. Insbesondere Trockenheit und Hitze begünstigten erneut die Infektion von Stolbur durch die Glasflügelzikade. Auch Drahtwurmbefall war wieder Thema, wenngleich nicht in letztjähriger Dimension. Wie auch im Getreide verursachten kleinregional große Mäusepopulationen, bevorzugt an den Feldrändern massive Schäden an den Knollen. Trotz alledem wird aktuell mit deutlich weniger Ausfall gerechnet. Grundsätzlich sind die Herausforderungen des zeitgemäßen Kartoffelanbaus auch heuer präsent. Der Klimawandel in all seiner Ausprägung und natürlich die zunehmenden Einschränkungen im Bereich Pflanzenschutzmittel beschäftigen intensiv Verbände, Händler und Züchter.
Da die Hektarerträge von Region zu Region, ja teilweise von Feld zu Feld bundesweit sehr unterschiedlich sind, gestaltet sich eine verlässliche Ernteprognose als äußerst schwierig. Zusammenfassend darf wohl mit einer durchschnittlichen, bedarfsdeckenden Ernte auf Vorjahresniveau gerechnet werden.
Nach dem Katastrophenjahr 2018/19 versprühten die meisten Teilnehmer durchaus Zuversicht und Optimismus, wenngleich die Rahmenbedingungen für einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Anbau der Kartoffel aus bäuerlicher Sicht nicht leichter werden.

Eine spannende und aufschlussreiche Veranstaltung mit nicht alltäglichen Einsichten in die einzelnen Handelsstufen fand in gelöster Atmosphäre ihr Ende. Die AMA bedankt sich sehr herzlich bei allen Teilnehmern.

Renhardt BSc, 25.09.2019