Getreidevermahlung 2021/2022 insgesamt rückläufig; Biovermahlung auf Rekordniveau
Die Vermahlung in den heimischen Mühlen verringerte sich das zweite Jahr in Folge: 2021/2022 wurde um -0,2% weniger vermahlen als im Vorjahr, während 2020/2021 coronabedingt eine Reduktion um sogar -5% erfolgte.
Alle Daten im folgenden Text beziehen sich auf das Getreidewirtschaftsjahr 2021/2022 (1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022):
Betrachtet man die Vermahlung pro Getreideart, so wurde das typische „Lockdownprodukt“ Hartweizen (Hartweizengries zur Herstellung von Teigwaren) am deutlichsten (-13%) reduziert. Der zweitgrößte (absolute) Rückgang ist bei Roggen festzustellen: Die Vermahlung sank um -4% zum Vorjahr und weist als einzige Getreideart eine langfristige Abnahme in der Vermahlung auf: Die Roggenvermahlung nahm in den letzten 10 Jahren um -12% ab, während die Hauptgetreideart Weichweizen beispielsweise um 6% mehr vermahlen wurde und auch die Gesamtvermahlung um 4% zunahm. Die Vermahlung von Dinkel durchbrach den mehrjährigen Aufwärtstrend und sank um -9% zum Vorjahr, welches den bisherigen Rekordwert an Dinkelvermahlung aufwies. In den letzten zehn Jahren nahm die Dinkelvermahlung um 132% zu, seit 2009 legte sie sogar um 235 % zu.
Weichweizen ist nicht nur die Hauptkultur auf den heimischen Äckern, sondern auch die am meisten vermahlene Getreideart. 2021/2022 konnte die Vermahlung – im Gegensatz zu den anderen Getreidearten – sogar geringfügig (+2%) erhöht werden. Das ist insofern zu relativieren, da die Vermahlung im Vorjahr massiv (-5%) reduziert wurde (geschlossenen Gastronomie und Hotellerie). Die Zunahme zum Vorjahr basiert zudem vorwiegend auf mehr Bio-Weichweizenvermahlung (+19). Langfristig nahm die Weichweizenvermahlung in den letzten zehn Jahren (+6%) und in den letzten zwei Jahrzehnte (+24%) deutlich zu.
Die Vermahlung an Biogetreide ist zum Vorjahr kräftig (+9%) ausgedehnt worden. In den letzten zehn Jahren wurde sie – entsprechend dem Konsumtrend zu mehr Bio – nahezu verdoppelt (+85%). Für die Zunahme der Biovermahlung zum Vorjahr ist vor allem eine gesteigerte Bio-Weichweizen- (+19%) und Bio-Hartweizenvermahlung verantwortlich. Biodinkel wurde nach einem Vermahlungsrekord im Vorjahr reduziert (-11%) und auch Bio-Roggen weist rückläufige Vermahlungszahlen (-6%) auf. Vergleicht man den Bioanteil innerhalb der heimischen Getreidewirtschaft, so weist der Mühlensektor mit 13% den höchsten Bioanteil der diversen Verarbeitungsarten von Getreide auf. In den Mischfutterwerken werden 12% Bio-Getreide eingesetzt und in der (Stärke-, Zitronensäure-, Malz- und Bioethanol-) Industrie lediglich 4%.
Die Hauptgetreidearten für die Vermahlung sind Weichweizen, Hartweizen, Dinkel und Roggen. Die geringen Mengen an Maisvermahlung (Maisgrieß) sind in diesen Aufstellungen nicht enthalten, können aber im monatlichen AMA-Marktbericht nachgelesen werden.
Hinsichtlich der Mühlenstruktur konzentriert sich die Vermahlung weiterhin bei den 10 größten Mühlen. Es durchaus bemerkenswert, dass lediglich die zehn größten 10 Mühlen 76% der gesamten Vermahlungsmenge in Österreich abdecken.
Teilt man alle 90 Mühlen Österreichs in zwei Gruppen: Großmühlen mit über 1000 t Jahresvermahlung und die anderen Mühlen mit unter 1000 t Jahresvermahlung so ergibt sich folgende Aufteilung der Mengenverhältnisse:
Die 45 Großmühlen decken 99 % der Gesamtvermahlung ab. Jene Gruppe reduzierte sich zum Vorjahr um eine Mühle. Die Mühlen unter 1000 t Jahresvermahlung decken lediglich 1 % der Gesamtvermahlung ab und weisen nur mehr 45 Betriebe (-2) auf.
Abschließend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Mühlenanzahl von 90 Mühlen im Getreidewirtschaftsjahr 2021/20222022 (1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022) auf 87 Mühlen im Kalenderjahr 2022 (1.Jänner bis 31. Dezember 2022) verringerte.
DI Herz, 04.05.2023