Wintertagung 2018 – Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau

16.02.2018 Die 65. Wintertagung unter dem Titel „Von Milchseen zur Butterknappheit. Was kommt als Nächstes?“, fand mit dem Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau bestens organisiert, mit spannenden Fachvorträgen und einem Überblick über aktuelle Entwicklungen im Obst- und Gemüsebereich in der HBLFA Schönbrunn statt.

RAHMENBEDINGUNGEN ZWISCHEN WUNSCH UND WIRKLICHKEIT


Aktuelle Entwicklungen im Obst- und Gemüsebereich
Christian Jaborek, Leiter der Abteilung Obst, Gemüse, Wein, Sonderkulturen im BMNT, gab einen kurzen Überblick über die aktuelle Marktlage am Markt im Obst- und Gemüsebereich. Er erwähnte die neue Organisation im BM und die damit verbundenen Herausforderungen, die nun gemeinsam zu bewältigen sind. Das Gebiet Nachhaltigkeit und Tourismus sind hinzugekommen, wobei mit Touristik die Regionalpolitik, Energie und Wirtschaft abgedeckt werden.

Die Maßnahmen betreffend Klimawandel sind auf Landesebene mit den dafür vorgesehenen Rahmenbedingungen umzusetzen. Zu Streuobst hat sich eine Arbeitsgruppe im Branchenverband gebildet.

Markttrends und Kaufmotive der KonsumentInnen
Micaela Schantl Leiterin der Marktforschung – AMA Marketing berichtete, dass Herkunft und Qualität an Wert zugenommen haben. Es wurde ein Viertel mehr Obst und Gemüse gekauft. Beerenobst hat um 25 % an Wert zugenommen. Fruchtgemüse wird immer beliebter, die Produktion wurde gesteigert. Blattgemüse wurde hingegen weniger gekauft, nur vorbereitetes und verarbeitetes Blattgemüse ist gleichbleibend. Im EU-Vergleich essen Südländer, aufgrund des Angebots im eigenen Land, mehr Obst und Gemüse. In Österreich ist der Markt immer wieder, durch den frühen Saisonstart, in anderen Ländern und den daraus entstehenden Importen gesättigt. In Folge dessen geht der heimische Verkauf nur schleppend voran.

Qualitätsstandards im Vergleich: Wohin geht die Reise?
Der Geschäftsführer Kristian Möller von Global G.A.P. Köln, erzählte von der „Millenium Generation“ für die Transparenz immer wichtiger wird. Der „Peer Trend“ geht in die Richtung des Freundeskreises und weg von den großen Konzernen. Soziale Medien werden aufgrund der Nutzung von Smartphones immer wichtiger. Durch die zunehmende Digitalisierung wird in den nächsten 5 Jahren ein radikaler Wechsel stattfinden, Auditoren werden nicht mehr notwendig sein. Big Data schafft die Möglichkeit, Doppelbefragungen zu vermeiden. Kein Global GAP mehr? Ohne Kooperation mit Google, Microsoft und SAP wird es jedoch nicht gelingen. Es existieren bereits Pilotprojekte. Das könnte die letzte Chance für Global GAP sein. Es ist die Verantwortung des Staates, dafür zu sorgen, dass wir Herr unserer Daten bleiben. Nur so behalten einmal zur Verfügung gestellte Daten ihren Wert.

Rückverfolgbarkeit als Kriterium für Kaufentscheidungen
Eugen Schorz, Projektleiter bei GS1, berichtete zum Thema Rückverfolgbarkeit. Globalisierung bringt Komplexität, aber auch Risiko für Warenfluss. Der Warenfluss muss erfasst werden, wir brauchen diese Daten. Ohne Informationsfluss und Datenaustausch funktioniert die Rückverfolgbarkeit nicht. Die Verteilung ist zu global gestreut und wenn Probleme mit Waren auftauchen, sind diese mitunter schon im Einzelhandel verfügbar und wurden zum Teil bereits verkauft. Ein Rückruf der Waren wird dadurch kompliziert oder ist nicht mehr möglich. Ein zentrales Problem des heutigen Handels ist die Flut von Gesetzen. Rückverfolgbarkeit wird immer schwieriger.

KLIMAANPASSUNG UND RISIKOMANAGEMENT

 

Michael Staudinger, Direktor der ZAMG, machte auf die Verschiebung der Vegetationsperiode aufmerksam. Die Apfelblüte beginnt immer früher, in den letzten 25 Jahren, um insgesamt mehr als 10 Tage. Längere Trockenperioden und 30 % mehr Starkregen-Ereignisse sind ebenfalls auf die Änderung des Klimas zurück zu führen.

Zwei „Best Practice“ Beispiele, vorgestellt von Martin Sedelmaier, Obmann d. Wassergenossenschaft Thallern und Peter Frey, Inhaber der 1st Level Solar GmbH, befassten sich mit der Frostberegnung bzw. Tropfbewässerung mit Hilfe von neuen mobilen Photovoltaik-Anlagen. Durch neue Pumpfeuchtmessgeräte können Erträge gesteigert und die Qualität der Produkte verbessert werden. Emissionen und Lärm werden durch den Einsatz von Sonne reduziert.

Doris Lengauer, Leiterin der Versuchsstation für Spezialkulturen, gab einen Überblick über Versuche von Sortenzüchtungen, Kulturtechniken und alternativen Substraten bei Gemüse und Fruchtgemüse. Es wird auch getestet wie kältetolerant und widerstandsfähig unsere Gemüsearten sind. Neue Sorten sind ein vielversprechender Ansatz. Für nähere Informationen verwies sie auf die Webseite www.spezialkulturen.at.

INNOVATIONEN UND SMART FARMING


Lisa Viktoria Piller, Referentin für Ländliche Entwicklung, ab einen Überblick zu der Online-Plattform: Mein Hof – Mein Weg (https://meinhof-meinweg.at). Hier bekommt man einen Einblick in die Innovationen im Gemüse-, Obst- und Gartenbau. Das ist die neue Art des „Smart Farmings“, hier werden viele Landwirte bundesländerübergreifend miteinander vernetzt. Bei spezifischen Fragen findet der Landwirt direkt einen wissenden Kollegen, der helfend zur Seite steht. Ideenvielfalt, Bildung, Beratung und Kontakte stehen hier im Zentrum. Für diese Plattform steht in jedem Bundesland ein Ansprechpartner zur Verfügung.

Mein Gemüsegarten im Internet
Christoph Raunig und Patrick Kleinfercher stellten ihre neue GartenAPP https://myacker.com/de/ vor. Hier kann jeder interessierte, ohne eigenen Balkon oder Garten, Gemüse und Kräuter online anpflanzen. In Kärnten wird dann zur Tat geschritten und tatsächlich angebaut. Ohne Vorkenntnisse kann von zu Hause aus, wenn gewünscht auch auf der Couch liegend, gesät werden. Zur Auswahl stehen 76 verschiedene Gemüsesorten.  Für Schulen gibt es durch das Verknüpfen mehrerer Parzellen (1 Parzelle = 1x1 m pro Kind) die Möglichkeit Kinder für den Gartenbau zu begeistern. Die Ernte von allen Parzellen wird abschließend gemeinsam in einem Paket verschickt. Am Marktplatz im Internet kann auch munter getauscht werden, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden. Um das Packet voll zu bekommen, können Add-On Produkte (z.B.  Öle, Salze, Gewürze aus der Umgebung) dazu gepackt werden. Die Überwachung via Webcam ermöglicht jederzeit Einblick in den eigenen Garten. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1 Euro pro Tag.

Alle Folien zu den Vorträgen finden Sie unter: http://ökosozial.at/fachtag-gemuese-obst-gartenbau-30-01-2018/

KELLNER, 16.02.2018