Deutscher Obst & Gemüse Kongress 2015

29.09.2015 Eine Rekordbeteiligung von mehr als 450 Teilnehmern .....

..... unterstreicht den Erfolg und das Interesse am 5. Deutschen Obst & Gemüse Kongress 2015 vom 18. September in Düsseldorf. Die Veranstaltung war ausverkauft und stellt die Organisatoren vor die Herausforderung, 2016 einen Veranstaltungsort mit erweiterten Kapazitäten zur Verfügung zu stellen.

 In der Eröffnungsrede wies Hr. Staatssekretär Bleser vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft darauf hin, dass der Obst- und Gemüsemarkt 2015 aufgrund großer Ernten und dem Russlandembargo vor besonders schwierigen Herausforderungen stand. Die angespannte Marktsituation konnte sich allerdings im Laufe der Saison beruhigen. Hierzu haben einerseits die Förderungen der Exportaktivitäten und das Erschließen neuer Absatzwege beigetragen. Hervorgehoben wurde auch, dass gerade auf dem Apfelmarkt über den weißrussischen Markt  Wege gefunden wurden, den europäischen Apfelsektor zu entlasten. Auf Erfolge in der Erschließung neuer Märkte konnte Südtirol verweisen. So ist es gelungen, Äpfel nach Indien zu exportieren. Frankreich war in China erfolgreich. Die deutschen Vertreter haben hingegen zugestanden, dass es noch Potenzial im Erschließen neuer Absatzmöglichkeiten gibt und die Anstrengungen dahingehen intensiviert werden müssen.

Im Vortrag von Prof. Theuvsen (Universität Göttingen) wurde deutlich, dass die internationalen Warenströme bereits auf die globalen Änderungen reagiert haben. Der Frischobsthandel ist im Wandel bzw. hat diese schon teilweise vollzogen. Eine ansteigende Nachfrage in den Schwellenländern schafft gerade für die Exportländer aus Übersee neue Märkte. Südafrika forciert die neu entstehenden Absatzmärkte in Afrika.  Immer stärker werden diese Märkte direkt bedient  und Europa verliert an Bedeutung als Drehscheibe im internationalen Handel. Es ist für Prof. Theuvsen sogar denkbar, dass in Zukunft die von Europa gewünschten Mengen und Qualitäten nicht mehr so einfach verfügbar sein werden. Wobei es ein Charakteristikum aller Märkte ist, dass hohe Anforderungen an die Qualität gestellt werden. Teilweise sind die Anforderungen in Asien sogar höher als in Europa.

Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass in Europa der Apfelverbrauch sinkt. Helmut Schwartau von der AMI wies darauf hin, dass in Europa einen jährlichen Konsumrückgang von 2 Prozent gibt. Das ist immerhin eine Menge von 150.000 Tonnen  Tafeläpfel!

Es standen aber nicht nur die internationalen Handelsströme im Blickpunkt, sondern dass es lokal im Handel immer noch Potential für die Optimierung des Obst & Gemüseangebotes gibt, die zu entsprechenden Absatzerfolgen führen.

In einem der zahlreichen Parallelforen wurde untersucht, wie Konsumenten über neue Medien zu begeistern wären. Wobei der Vortragende Gunnar Brune (Tricolore Marketing)  interessante Erkenntnisse über die Cross-Channel Realität lieferte und über die geheime Macht der Einkaufslisten referierte. Ebenso, dass eine Vernetzung im POS,  Lieferdienste und der Online-Einkauf  in Zukunft eine wesentlich zentralere Rolle übernehmen könnten.

Die Kommunikation mit den Konsumenten ist ebenfalls einer zentralen Veränderung unterworfen. Barbara Palmer von der Agentur Appelt erläuterte anhand der Kampagne „Deutschland mein Garten“ wie vor allem junge Konsumenten unter anderem über Blogger angesprochen werden können. Und die neuen Medienschienen interessante und hohe Kontakte bringen.

In der Präsentation von Nico van Vliet (Seminis) wurde der Frage nachgegangen, wie sich Frische als Snack entwickeln könnte. Unter Snack Gemüse versteht beispielsweise kleine Tomaten  und Gurken, Broccoli mit langen Stängeln und kleinem Kranz und Melonen mit einem Gewicht von unter 1000 Gramm. Wobei dieses Marktsegment auch hinsichtlich der verfügbaren Sorten  noch vor großen Herausforderungen steht.

Der Obst und Gemüsekonsum in Deutschland ist von Jänner bis Juli 2015 wertmäßig um knapp 4 Prozent gewachsen und konnte damit neben Heißgetränken die deutlichsten Steigerungsraten verzeichnen. Helmut Hübsch (GfK) strich heraus, dass es für Obst und Gemüse, dem Segment Nummer 2 im LH,  noch durchaus Wertschätzungspotenzial besteht. Die Verbraucher präferieren andere Wertvorstellungen als früher, sind besser informiert, kritischer und flexibel. Preisaktionen (am Beispiel Kartoffel) reichen mitunter nicht mehr aus um einen Mehrwert zu generieren. Über Megatrends könnten sich durchaus Chancen für Obst & Gemüse ergeben. Wobei Wachstumsraten sich eher nicht über mengenmäßige Steigerungen erreicht werden können. Mehrwert ist gesucht.

Die oben angeführten Vorträge geben nur einen minimalen Einblick in die vielfältig gestalteten Themenschwerpunkte dieser Veranstaltung. Diese wurde am Vortag mit einer interessanten  Exkursion in ein Bonduelle-Werk in Straelen eingeleitet. Hier gab es die Möglichkeit den Herstellungsprozess von FRESH CUT Salat (Salat in Beuteln) zu beobachten. Dieser wird in dem Werk an der holländischen Grenze im 3-Schichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr hergestellt. Am Veranstaltungstag zeigten zahlreiche Aussteller ihre Produkte und Produktinnovationen. Aus Österreich war die OPST mit einer großen Präsentation vertreten.

Zum Ende der Veranstaltung wurde der Grüne Merkur verliehen. Das ist eine Auszeichnung, die für besondere Verdienste um das Grüne Sortiment vergeben wird. Der diesjährige Preisträger RIJK ZWAAN ist ein Saatgutunternehmen und kommt aus den Niederlanden.