Kirschenproduzenten unter Druck

23.06.2016 Sehr schlechte Ernteprognose für das Burgenland, Frankreich verhängt Importsperre

Die Landwirtschaftskammer Burgenland geht für das Jahr 2016 von einer katastrophalen Kirschenernte aus. Durch den Spätfrost im April scheinen 80 Prozent der Ernte vernichtet zu sein. Über sehr große Schäden in der Steiermark wurde bereits berichtet, aus Niederösterreich liegen noch keine neuen Meldungen vor.
Im Burgenland erreichte die Ernte 2015 eine Größenordnung von  118 Tonnen (6,25 Prozent Anteil der Produktion)  auf 13 Hektar.
Die heimische Kirschenproduktion ist auf Niederösterreich und die Steiermark konzentriert. Etwa 75 Prozent der Produktion aus dem Erwerbsobstbau kommen aus diesen Bundesländern (716 bzw. 707 Tonnen, Quelle: Statistik Austria). Oberösterreich hat mit etwas Abstand und 241 Tonnen ebenfalls einen nennenswerten Anteil an der Gesamtproduktion. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2015.
In Österreich wurden 2015 in Erwerbsobstanlagen insgesamt 1.885 Tonnen Kirschen auf einer Fläche von 209 Hektar produziert. Wobei zu beachten ist, dass in Österreich der größte Teil der Produktion nicht aus Erwerbsobstanlagen stammt. Die Gesamterzeugung lag 2014/15 bei 13.838 Tonnen, daraus errechnet sich ein Pro Kopf Verbrauch von 1,7 Kilogramm bei einem Selbstversorgungsgrad von 74 Prozent.
 

Frankreich verhängt Kirschen-Importverbot


Nach einer Meldung des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes LID (Schweiz) wurde von Frankreich eine Liste von 9 Ländern veröffentlicht, aus denen vorerst keine Kirschen mehr importiert werden dürfen. Zu diesen Ländern zählt neben Bulgarien, Kroatien, Luxemburg, Rumänien und Tschechien, Kanada, USA und Türkei auch Österreich. Hintergrund ist, dass Frankreich den Einsatz eines PSM-Wirkstoffes (Dimethoat) verboten hat. Für diesen besteht in Österreich eine Notfall-Zulassung.
Von diesem Importverbot wird Österreich nur in einem eingeschränkten Ausmaß betroffen sein. Denn es zeichnet sich für das Jahr 2016 eine sehr schlechte Ernte ab, mit ernsthaften Folgen für die Belieferung des heimischen Handels und den Direktverkauf. Zusätzlich haben Kirschenexporte nach Frankreich in der Vergangenheit eine relativ unbedeutende Rolle gespielt. Mengenmäßig lagen diese für Frischware im Jahr 2014 bei 58 Tonnen (189.000 EUR) und im Folgejahr nur mehr bei 20 Tonnen (28 Mio. EUR).
Europaweit ist Polen der größte Kirschenproduzent, für dieses Land wird für 2015 ein Produktionsvolumen von 227.000 Tonnen ausgewiesen. Gefolgt von Italien, Spanien und Griechenland. Wobei die Produktion dieser Länder in Summe (521.000 Tonnen) deutlich hinter der türkischen Kirschenproduktion zurückbleibt. 2015 wurden lt. Eurostat in der Türkei 719.000 Tonnen Kirschen produziert.

Die Preis-, Flächen und Produktionsentwicklung in Österreich seit 1998 finden Sie hier:


Reiter, 23.06.2016