Wintertagung 2016: Fachtag Schweinehaltung

23.02.2016 Die Landwirtschaft im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen, Fragen der Tiergesundheit und Vermarktungsstrategien wurden beim Fachtag Schweinehaltung in Wels beleuchtet.

Für Jakob Auer, Präsident des Österreichischen Bauernbundes, hat die negative politische und wirtschaftliche Stimmungslage auch im Agrarbereich Spuren hinterlassen. Die zahlreichen Reformen der letzten Jahre, schlechte Marktaussichten, Bürokratie und die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft verstärken die Unsicherheit. Auer forderte eine wirkliche, sich ergänzende Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen. Durch unterschiedliche Werbelinien würden Zeit und Geld verschwendet. Aber auch die Landwirte sollten der Vermarktung mehr Aufmerksamkeit schenken.

Den Chancen und Herausforderungen für die Schweinehaltung der Zukunft widmete sich DI Josef Plank, Generalsekretär-Stellvertreter der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich. Er plädierte ebenfalls für eine Bündelung der Kräfte. Auf dem Weltmarkt wird Österreich, wenn überhaupt, als Ganzes wahrgenommen. Im Inland gibt es noch Potenzial beim Außer-Haus-Verzehr. Die vorgeschlagene Herkunftsbezeichnung stößt allerdings auf heftigen Widerstand in der Gastronomie. Im Bereich der öffentlichen Beschaffung für Spitäler, Seniorenheime und dergleichen sollte in den Ausschreibungskriterien vermehrt ein regionaler Bezug verankert werden. Bei entsprechender Vermarktung ließen sich mit tierfreundlicher Haltung höhere Erlöse erzielen. So könnte beispielsweise das Strohschwein nach dem Vorbild der Heumilch etabliert werden.

Im Block Tiergesundheit stand zunächst die neue Schweinegesundheitsverordnung im Mittelpunkt, die noch in diesem Jahr in Kraft treten wird. Sie ist eine Reaktion auf das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in der EU und auf Handelshemmnisse wegen fehlender einheitlicher Hygienestandards in Österreich. Damit werden bisherige Empfehlungen im Bereich Biosecurity nun verbindlich. DI Johann Stinglmayr und Ing. Franz Strasser von der Beratungsstelle Schweineproduktion der LK OÖ informierten über die Vorschriften und zeigten konkrete Umsetzungsbeispiele in der Praxis.

Die Tierschutzombudsfrau des Landes Steiermark, Dr. Barbara Fiala-Köck, berichtete über den Stand der Diskussion bezüglich Kastration und Schwanzkupieren bei Ferkeln. Anhand von Beispielen aus anderen Ländern zeigte sie mögliche Alternativen zu der in Österreich derzeit geübten Praxis auf. In der anschließenden Diskussion äußerten Schweinehalter und Branchenvertreter Zweifel an der Umsetzbarkeit dieser Verfahren. Außerdem befürchteten sie, dass die damit verbundene Mehrarbeit und die höheren Kosten nicht durch höhere Erlöse abgedeckt werden könnten.

Dr. Verena Schütz vom Deutschen Raiffeisenverband gab einen Überblick über Entwicklungen auf dem europäischen Markt. Der EU-Schweinemarkt ist exportabhängig und daher von der internationalen Angebots- und Nachfragesituation geprägt. Flexibilität, hohes Qualitätsbewusstsein und Kosteneffizienz sind somit unerlässlich. Die größte Herausforderung besteht darin, diese internationalen Anforderungen mit den gesellschaftlichen Forderungen in Bezug auf die Nutztierhaltung in Einklang zu bringen.

Über die Voraussetzungen für den Export sprach Dr. Ulrich Herzog vom Gesundheitsministerium. Für lebende Tiere, Fleisch und andere Produkte ist ein Veterinärzertifikat erforderlich. Da die Zuständigkeiten in diesem Bereich auf verschiedene Behörden verteilt sind, wurde im Vorjahr das "Büro für veterinärbehördliche Zertifizierungen" als gemeinsame Einrichtung des Gesundheitsministeriums, des Landwirtschaftsministeriums und der AGES ins Leben gerufen. Als weitere Maßnahme zur Stärkung des Exportes sollen mit Deutschland und der Schweiz verstärkt Informationen über die unterschiedlichen Verfahren zur Zulassung auf Drittmärkten ausgetauscht werden.

Über ihre Erfahrungen mit diesen langwierigen Marktöffnungsverfahren berichtete Pia Jetzinger, MA von der Wirtschaftskammer. Neben Transparenz und Einhaltung der Bestimmungen kommt der Beachtung von kulturellen Unterschieden dabei eine besondere Bedeutung zu. Trotz oftmals jahrelanger Bemühungen scheitert die Zulassung manchmal aus handelspolitischen Gründen.

Für Mag. Norbert Marcher, Geschäftsführer der Norbert Marcher GmbH, ist Export unerlässlich, um bei der Vermarktung des Schweines eine optimale Wertschöpfung zu generieren. Die einzelnen Teilstücke werden in die Länder geliefert, wo sie besonders geschätzt werden und höhere Erlöse erzielen. Zahlreiche Rahmenbedingungen sowie die Qualität sprechen für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweineproduktion in Österreich. Allerdings sind die Produktionskosten im internationalen Vergleich hoch. Dennoch glaubt Marcher, dass der Absatz heimischer Schweine auch in Zukunft gesichert ist.

Pausackerl, 23. Februar 2016

Weiterführende Informationen:
Ökosoziales Forum