Wintertagung 2018 - Fachtag Schweinehaltung

20.02.2018 Neben Agrarpolitik stand mit der Afrikanischen Schweinepest ein aktuelles Thema im Mittelpunkt des Fachtages Schweinehaltung. Ein weiterer Schwerpunkt war der Digitalisierung und Innovation gewidmet.

Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020


Im gut besuchten Tagungszentrum der Messe Wels stand zunächst die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU auf der Tagesordnung. Derzeit läuft die Planung der GAP für die Zeit nach 2020. Markus Hopfner vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus beleuchtete die Herausforderungen aus österreichischer Sicht. Zudem war Jens Schaps von der Europäischen Kommission angereist. Diese formulierte in einer Mitteilung bereits die Ziele der künftigen Agrarpolitik, wie z.B. ein angemessenes Einkommen für die Landwirte, eine nachhaltige ländliche Entwicklung und eine intakte Umwelt. Dabei soll die Subsidiarität gestärkt werden. Der Fokus liegt demnach auf den Ergebnissen. Die Mitgliedsländer erhalten mehr Spielraum bei der Gestaltung der Maßnahmen. Noch offen ist allerdings, wie viel Geld für den Agrarbereich zur Verfügung stehen wird. Durch den Brexit werden im EU-Budget ca. 10 Mrd. Euro pro Jahr fehlen.
 

Gedämpfte Erwartungen für 2018

 
Walter Lederhilger vom Verband Österreichischer Schweinebauern widmete sich den Perspektiven für die heimische Schweinehaltung. Neben Herausforderungen (z.B. Konflikte beim Stallbau, Antibiotikaeinsatz, Tierschutz) sieht er auch Chancen. Die Familienbetriebe mit ihrer Kreislaufwirtschaft, die gute Qualität und der hohe Organisationsgrad der Erzeugergemeinschaften bieten den heimischen Schweinebauern Wettbewerbsvorteile.
 
Johann Schlederer vom Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten OÖ sprach über aktuelle Entwicklungen am globalen Fleischmarkt. Die starke Ausweitung der Produktion in Spanien und Deutschland erhöhte die Abhängigkeit von Exporten. Nach dem Wegfall des Absatzmarktes Russland sorgte zunächst China für Entlastung auf dem europäischen Markt. Durch den harten Euro sank aber die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Mitbewerbern. Daher kam es im zweiten Halbjahr 2017 zu einem starken Preisrückgang. Für 2018 wird EU-weit ein Anstieg der Schlachtungen prognostiziert. Dementsprechend dürften die Preise unter dem Vorjahr liegen.
 

Herausforderung Afrikanische Schweinepest

 
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) rückt näher. Sie breitet sich immer weiter in Richtung Westen aus – auch in Tschechien gab es bereits Ausbrüche. Algis Barvykas von der Litauischen Schweineproduzentenvereinigung erläuterte die Probleme, die in seinem Heimatland bei der Bekämpfung der Seuche auftreten. Bisher gelang es nicht, die Jäger davon zu überzeugen, den Wildschweinbestand zu reduzieren. Dadurch könnte die Ausbreitung der ASP einschränkt werden. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Da Schweinefleisch aus Seuchengebieten praktisch unverkäuflich ist, leiden auch nicht betroffene Betriebe. In den letzten 5 Jahren sank die Zahl der Schweinehalter in Litauen von 46.000 auf 12.000.
 
Jürgen Harlizius von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtete über Schweineseuchen in Deutschland. Er rechnet damit, dass die ASP früher oder später auch dort ankommen wird. Da der ASP-Virus sehr lange überleben kann, ist die Übertragung auch über weite Entfernungen (z.B. über Essensreste im Fernverkehr) möglich. Die Entwicklung eines Impfstoffes ist sehr schwierig und wird noch lange dauern.
 
Der Ausbruch einer Seuche auf einem Bauernhof ist neben dem finanziellen Verlust auch eine große psychische Belastung. Das führte der emotionale Vortrag von Regina Fischer eindrücklich vor Augen. Auf dem Betrieb der engagierten Schweinebäuerin aus Oberösterreich musste im Vorjahr der gesamte Tierbestand getötet werden.
  

Digitalisierung und Innovation

 
Martin Hirt von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich gab einen Überblick darüber, was Digitalisierung in der Landwirtschaft bedeutet. Sensoren werden zur Datenerfassung im Pflanzenbau oder in Parallelfahrsystemen und Lenkautomatiken eingesetzt. Die wachsende Menge an Daten in unterschiedlichen Formaten wird strukturiert und ausgewertet um bei Entscheidungen zu helfen. Smartphone und Tablet ersetzen traditionelle Arbeitsschritte und Überwachungsmaßnahmen. Der Einsatz von Drohnen ist ein Beispiel für Automatisierung und Robotisierung in der Landwirtschaft.
 
Die digitale Unterstützung im Schweinebetrieb war Inhalt des Vortrages von Johannes Baumgartner von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Aufgrund der wachsenden Herdengrößen bleibt immer weniger Zeit für das Einzeltier. Precision Livestock Farming ist das Management von Nutztieren durch kontinuierliche automatisierte Echtzeitüberwachung. Der Schwerpunkt der Forschungen an der Veterinärmedizinischen Universität liegt im Zusammenhang von Tierverhalten und –gesundheit.
 
Ein Praxisbeispiel ist WUGGL One, ein Gerät zur Wiegung von Schweinen mit Kamera. Da das Wiegen von Schweinen nur mit hohem Arbeitsaufwand für den Landwirt und Stress für die Tiere möglich ist, wird das Gewicht vor dem Verkauf oftmals geschätzt. Sollte das tatsächliche Gewicht nicht im optimalen Bereich liegen, schmälert das den Verkaufspreis. Marcus Schweinzger, Geschäftsführer der WUGGL GmbH, präsentierte das neue Gerät, das einfache, schnelle Handhabung und eine Messgenauigkeit von 98 % verspricht.
 
Die Frage, wie Digitalisierung in einer kleinstrukturierten Schweinehaltung eingesetzt werden kann, blieb aufgrund der fortgeschrittenen Zeit unbeantwortet.

Pausackerl, 20.02.2018

Weiterführende Informationen:
Ökosoziales Forum