Höhenflug der Schweinepreise

12.04.2019 Wie kam es zu dem rekordverdächtigen Preisanstieg in der Fastenzeit?

Tierseuchen verursachen starke Preisschwankungen


Anfang März stagnierte der heimische Schweinemarkt bereits seit über einem Monat. Trotz niedrigem Angebot blieben die zu dieser Jahreszeit üblichen Preisanstiege aus. Als Grund wurde die schwache Fleischnachfrage genannt. Da die Fastenzeit bevorstand, schien keine Besserung in Sicht.

Dennoch folgte ein enormer Aufschwung. Die Mastschweine-Notierung wurde in nur vier Wochen um insgesamt 30 Cent je kg angehoben. Einen derart starken Preisanstieg gab es in Österreich zuletzt 2001. Damals sorgte die BSE-Krise dafür, dass Rindfleisch gemieden und dafür vermehrt Schweinefleisch nachgefragt wurde. Auch jetzt spielt eine Tierseuche eine entscheidende Rolle.
 

Enormer Importbedarf Chinas


China nimmt auf dem globalen Schweinemarkt eine herausragende Stellung ein. Die Chinesen produzieren und konsumieren etwa die Hälfte des weltweiten Schweinefleisches und sind zudem der größte Importeur. Durch steigende Umweltauflagen und niedrige Preise war die Produktion in China bereits leicht rückläufig. Der massive Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und die notwendigen Keulungen dürften den Bestand nun um bis zu 20 % verringern. Dadurch steigt der Importbedarf Chinas dramatisch, laut Schätzung des Landwirtschaftsministeriums der USA um ca. 30 % im Vergleich zum Vorjahr. Neben Brasilien und den USA profitiert vor allem die EU davon.

Steigende Exporte beflügeln EU-Schweinemarkt


Die lebhafte Nachfrage aus China, aber auch aus Korea und Japan, beendete die wochenlange Stagnation auf den europäischen Schweinemärkten. Nun wurde offensichtlich, dass das Angebot unter dem Niveau der Vorjahre lag. Es setzte ein Wettbewerb um die schlachtreifen Schweine ein, der europaweit und damit auch in Österreich die Preise in die Höhe trieb. Sowohl bei Schlachtschweinen als auch bei Ferkeln wurden die Höchststände des Vorjahres bereits übertroffen.

Kann das Preisniveau gehalten werden?


Zuletzt verlor der Aufwärtstrend in Europa etwas an Schwung. In Österreich blieb die Notierung unverändert, in Deutschland stieg sie nur mehr moderat. Neben der Sorge um die Konkurrenzfähigkeit im Export gab es Zweifel an der Umsetzbarkeit der höheren Preise auf dem heimischen Fleischmarkt. Da Österreich in der Preisgestaltung stark von Deutschland beeinflusst wird, könnte eine Änderung der Marktlage sehr rasch zu einer Trendumkehr führen. Die deutschen Schlachtunternehmen haben mehrfach bewiesen, dass sie Preissenkungen durchsetzen können.

Obwohl die EU derzeit von der ASP in China profitiert, darf nicht vergessen werden, dass sich die Seuche auch in Europa weiter ausbreitet. Vor allem aus Polen und Ungarn werden neue Ausbrüche bei Wildschweinen gemeldet. Eine Einschleppung nach Deutschland oder Österreich hätte fatale Auswirkungen. Sollten Hausschweine betroffen sein, müssten alle Tiere des jeweiligen Betriebes getötet und großflächige Sperrgebiete eingerichtet werden. Eine der wirtschaftlichen Folgen wäre, dass das gesamte Land vom Export von Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse nach China ausgeschlossen würde.

Pausackerl, 12.04.2019