EU – Marktprognosen für 2020

04.05.2020 Im April veröffentlichte die Europäische Kommission einen Bericht bezüglich Kurzzeitprognosen, welche die landwirtschaftlichen Märkte in der EU für 2020 betreffen.

Die Prognosen nehmen bereits Rücksicht auf die Ausbreitung von Covid-19 und die sich daraus entwickelnde Krise. Die Marktvorhersagen sehen dementsprechend eine außergewöhnliche Herausforderung. Überdies beziehen sich die Prognosen auf die EU-27 und gehen zudem von einem reibungslosen Handel zwischen der EU und Großbritannien für das Jahr 2020 aus.

Der Ausbruch von Covid-19 und die dramatischen Folgen haben einmal mehr verdeutlicht wie wichtig eine stabile Lebensmittelversorgung ist. Dank des anhaltenden Bedarfs an Nahrungsmitteln hat der EU-Agrarsektor weniger Schaden davongetragen als andere Wirtschaftszweige. Dennoch sind auch im Agrarsektor einige Bereiche härter und schwerer durch die Krise gezeichnet als andere und es gilt viele Herausforderungen zu lösen. Eine davon in der Lebensmittelversorgung ist die rasche Reaktion auf den geänderten Bedarf der Konsumenten. Die Bedarfsänderungen hängen stark mit den angeordneten Maßnahmen zusammen. Durch diese Maßnahmen sind unter anderem ganze Bereiche wie z.B. der Tourismus und die Gastronomie weggebrochen.
 

Das Kaufverhalten in der Krise – was wird gekauft?

Das Kaufverhalten hat sich durch die beschränkenden Maßnahmen in vielen Mitgliedsländern der EU verändert. Sogenannte Hamsterkäufe, bevorzugt Nudeln, Reis, Mehl, Kartoffeln, konservierte Früchte sowie konserviertes Gemüse, UHT-Milch, Orangensaft, Tomatensauce und Olivenöl, wurden getätigt. Das Ausmaß dieser Käufe bei Ausbruch der Krise zeigt, dass nahezu kein Haushalt auf eine derartige Krise vorbereitet war. Aber auch frisches Obst und Gemüse sowie Molkereiprodukte werden aufgrund des Wegfalls der Gastronomie und dadurch der gestiegenen Verpflegung zu Hause, vermehrt gekauft.
 

Prognose für den Milchmarkt 2020

Für den Milchsektor, unter den oben bereits angeführten Herausforderungen und bei Annahme von normalen Wetterverhältnissen, geht die Kommission von einer EU-weiten Anlieferungssteigerung von 0,4 % für das Jahr 2020 aus. Bei steigender Milchanlieferung und gleichzeitigem Rückgang der Exporte wird davon ausgegangen, dass vermehrt haltbare Produkte, allem voran Magermilchpulver, hergestellt werden. Die Produktion von Magermilchpulver könnte einen Zuwachs von 2,5 % erzielen. Da allerdings auch der Inner-EU-Verbrauch an Magermilchpulver (- 8 %) und auch der Export aufgrund der Covid-19-Krise um ca. 17 % gegenüber 2019 zurückgehen sollten, werden die Lager wieder aufgefüllt. Bei der geplanten Privaten Lagerhaltung für Magermilchpulver rechnet die Kommission mit etwa 125.000 t.. Auch beim Vollmilchpulver wird ein leichter Rückgang des Exports für 2020 erwartet, aber auch ein Produktionsrückgang von 2 %.

Bei Butter wiederum wird ein Produktionszuwachs von 1,2 % erwartet, der allerdings am Markt untergebracht werden sollte, da der Verbrauch zu Hause und in der Lebensmittelindustrie hoch bleiben sollte.

Bei Käse wird ebenfalls von einem Produktionszuwachs (+ 0,6 %) ausgegangen. Allerdings wird ein leichter Anstieg des Käsekonsums (+ 0,3 %) und ein höherer Käseexport von etwa 1,5 % wird erwartet; vor allem auf den asiatischen Markt sieht man eine erhöhte Nachfrage. Trotz der günstigen Prognosen für Käse allgemein, könnten aufgrund des vorübergehendem Wegfalls der Gastronomie und des Außer-Haus-Verzehrs gewisse Käsesorten unter Druck geraten.

Für Trinkmilch wird ein Rückgang von 1 % erwartet, Joghurt könnte 2020 den Negativtrend durchbrechen und ein Plus von 0,5 % erzielen.

04.05.2020, Koppensteiner