Millionen Liter Milch finden keinen Absatz
21.04.2020 Der Milchmarkt durchlebt gerade eine sehr labile Phase. Die Folgen der Corona-Krise sind nicht auf einzelne Regionen beschränkt, sondern weltweit leiden die Milchbauern darunter.Großbritannien
Britische Bauern schütten Millionen Liter weg. Die Hauptursache dafür ist nach Einschätzungen des Verbands der britischen Milchbauern (RABDF – Royal Association of British Dairy Farmers) die Schließung der Restaurants und Cafés, dies führte zu einer deutlichen Verringerung der Nachfrage nach Milch und Milchprodukten. Auch der Wegfall des britischen Food-Service-Sektors (Catering-Geschäfte) brach stark ein; es wird von einem Rückgang um die 70 bis 80 Prozent ausgegangen. Dies entspricht in etwa einer Million Liter Milch täglich, die nun nirgends untergebracht werden kann. Laut Verband der britischen Milchbauern kommt dies einer entsorgten Milchmenge von etwa der Produktion von 300 Milchviehbetrieben gleich. Zudem ist eine weitaus höhere Anzahl von Milchbauern von den sinkenden Milchpreisen und den sich verschlechternden Zahlungsbedingungen betroffen.Österreich
Das heimische Milchaufkommen steuert saisonbedingt seinem Höhepunkt zu und einige Molkereien haben bereits im März an ihre Lieferanten appelliert die Milchanlieferung zu drosseln, großteils ohne betriebsindividuelle Mengenregelungen inklusive Abschlägen. Denn auch bei uns ist der Gastronomiebereich und Großhandel, als ein wichtiger Abnehmer von Milchprodukten, völlig weggebrochen und auch die Exporte sind teilweise zum Erliegen gekommen. Die ansässigen Molkereien versuchen unter anderem durch Umschichtung der Produktion (z.B. Haltbarprodukte) die Milchmengen zu verarbeiten.Jedoch sind momentane Prognosen lt. VÖM-Präsident Dipl.Ing. Petschar mehr als schwierig, da der Milchsektor aufgrund der aktuellen Corona-Krise sehr kurzfristigen und schnellen Veränderungen hinsichtlich Angebots- und Nachfragebedingungen unterworfen ist. Ein notwendiger Verkauf von Milch auf dem Spotmarkt würde sich durch den deutlich geringeren Erlös rasch negativ auf die Erzeugermilchpreise durchschlagen. Wie lange die derzeitigen Milchpreise noch stabil gehalten werden können, wird von der Ankurbelung der Exporte, der Belebung des Fremdenverkehrs und somit auch der Hotellerie und Gastronomie abhängen. Unterstützung für die Milcherzeuger und die Milch verarbeitende Industrie von Seiten der Politik wäre sicherlich auch stabilisierend.
Kommen EU-weite Maßnahmen zur Stabilisierung des Milchmarktes?
Die Einführung eines Marktstabilisierungsprogramms wie z.B. die private Lagerhaltung von Magermilchpulver, Butter und Käse in der Europäischen Union zu eröffnen wird bereits des längerem gefordert. Diese Maßnahmen waren allerdings lange kein Thema bei der EU Kommission. Doch inzwischen soll die Generaldirektion Landwirtschaft die Beihilfenmaßnahme der Privaten Lagerhaltung für die EU-Agrarmärkte (Milchprodukte und Rindfleisch) vorbereiten.Koppensteiner, 21.04.2020