Knappe Eierversorgung am europäischen Markt

16.12.2022 Der österreichische Markt ist derzeit sehr gut mit Eiern versorgt. In einigen europäischen Ländern ist die Situation jedoch angespannt. In Deutschland und Großbritannien macht sich ein knappes Eierangebot bereits im Handel bemerkbar. Die Legehennenhalter müssen einerseits eine deutliche Verteuerung der Produktion durch angestiegene Futter- und Energiepreise bewältigen. Andererseits sorgt die Geflügelpest für Ausfälle.

Österreich ist gut mit Eiern versorgt

Die österreichische Eierproduktion läuft derzeit auf hohem Niveau – die erhöhte Nachfrage in der Vorweihnachtszeit kann daher gut gedeckt werden. Eier aller Haltungsformen sind reichlich vorhanden. Die Konsumenten greifen aktuell vermehrt zu niedrigpreisigen Bodenhaltungseiern. Der Absatz von Bio- und Freilandeiern wird durch die allgemeine Teuerung gebremst. Die heimische Legehennenhaltung wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Mit den privaten Kleinhaltungen ist der Selbstversorgungsgrad bei Frischeiern auf knapp über 100 % angestiegen. 

Deutschland: angespannter Eiermarkt

Das Angebot an Eiern ist trotz des sehr hohen Preisniveaus knapp. Die gewünschten Bedarfsmengen können aufgrund der starken Nachfrage auf allen Handelsstufen nicht umfänglich erfüllt werden. Insbesondere Eier aus zertifizierten Haltungsformen wie KAT (Kontrollierte alternative Tierhaltung), VLOG (ohne Gentechnik) oder OKT (ohne Kükentöten) sind nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Nach den jüngsten Schätzungen der Marktinfo Eier und Geflügel (MEG) soll die deutsche Konsumeierproduktion im Jahr 2022 um ca. 4 % abnehmen. Der Rückgang wird auf das seit Jahresbeginn gültige Verbot des Tötens männlicher Küken zurückgeführt, was zu einer geringeren Schlupftätigkeit deutscher Brütereien geführt hat. Darüber hinaus haben Legehennenhalter aufgrund der stark gestiegenen Kosten für Futtermittel und Energie weniger Einstallungen vorgenommen. Zusätzlich zieht die Verarbeitungsindustrie Eier während der absatzstärksten Jahreszeit ab. Beim Selbstversorgungsgrad deutet sich für 2022 ein Rückgang um einen Prozentpunkt auf 72 % ab.

Großbritannien rationiert Eier

Auch in Großbritannien sind Eier knapp. Einige Supermarktketten wie Lidl, Asda und Tesco haben begonnen, die Anzahl der Eierkartons pro Käufer zu begrenzen. Ursächlich werden die massiven Ausfälle aufgrund der Vogelgrippe genannt. Die seit Anfang November geltende Stallpflicht trifft insbesondere Betriebe mit Freilandhaltung, da Freilandeier maximal 16 Wochen unter diesem Label vermarktet werden dürfen. Lieferkettenprobleme sowie die stark gestiegenen Produktionskosten tragen ebenfalls zu den Engpässen bei. Aufgrund der anspannten wirtschaftlichen Situation haben viele Legehennenhalter die Produktion reduziert oder ganz eingestellt. Offen bleibt, wie schnell die Produktion wieder hochgefahren werden kann bzw. ob sich der Markt auf die neuen Gegebenheiten einstellen muss. Der Selbstversorgungsgrad des Vereinigten Königreichs lag 2021 bei 92 %.

Frankreich warnt vor Engpässen

Der Nationale Verband der Eierproduzenten warnt, dass Frankreich in den nächsten Monaten auf eine Eierknappheit zusteuert. Der Eiermarkt im wichtigsten Produktionsland der EU ist insbesondere durch die massiven Keulungen von Legehennen aufgrund der Vogelgrippe angespannt. Die Geflügelpest hat im letzten Frühjahr zu einem Produktionsrückgang von 8 % geführt. Die französischen Legehennenhalter fordern eine Anhebung der Erzeugerpreise, um die stark angestiegenen Kosten für Energie und Junghennen stemmen und die Bestellungen auf allen Handelsstufen erfüllen zu können.

DI Reiterer, 16.12.2022

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