Kurzzeitprognosen für den EU-Milchsektor

08.10.2020 Die Europäische Kommission veröffentlichte im Oktober in der Herbstausgabe 2020 die vorläufigen Prognosen für alle landwirtschaftlichen Märkte in der EU.

Zugrunde liegen diesen vorläufigen Prognosen die Marktgeschehnisse bis Mitte September 2020. Außerdem wurde versucht die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie so gut wie nur möglich in diesem Bericht miteinzubauen und zu reflektieren. Die Marktvorhersagen beziehen sich auf die EU-27 und gehen von einem reibungslosen Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich bis zum Ende des Jahres 2021 aus.

Prognosen für den Milchbereich

Der Sommer zeigte sich wettertechnisch sehr uneinheitlich. Während in einigen Teilen Europas wie zum Beispiel im Norden Deutschland, im Nordosten Frankreichs oder in den Benelux-Ländern zu wenig Regen fiel und die Temperaturen überdurchschnittlich hoch waren, so entwickelte sich das Wetter in Zentraleuropa und auf der iberischen Halbinsel doch um einiges günstiger. Die Ausbeute an Heu und Silage ist dementsprechend sehr unterschiedlich. Die EU-Kommission rechnet daher mit einem langsameren Wachstum gegen Ende des Jahres bei der Milchanlieferung. Die gesamte EU-Milchanlieferung soll jedoch für das Jahr 2020 um 1,4 % über dem Vorjahr liegen. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass die Milchkuhpopulation EU-weit um etwa 0,4 % sinken wird. Weiters erwartet die EU-Kommission, dass die EU-Milchanlieferung bei normalen Wetterbedingungen im Jahr 2021 um moderate 0,8 % wachsen wird.

Weltweit wird davon ausgegangen, dass die Milchproduktion weiter steigen wird. Im ersten Halbjahr dieses Jahrs wuchs die US Milchproduktion im selben Ausmaß wie in der EU. Australien konnte sich von dem Vorjahrestief erholen und steigerte die Milchproduktion wieder (+ 5 %) und die guten Wetterbedingungen sorgten in Argentinien für einen signifikanten Zuwachs der Produktion um 9 %. Die neue Saison in Neuseeland startete aufgrund der guten Wetterbedingungen ebenfalls gut.

Trotz des global steigenden Milchaufkommens werden die EU Preise relativ stabil bleiben. Die Preise für eine Tonne EU Magermilchpulver belaufen sich seit Juni auf 2.150 Euro. Der steigende Trend bei den EU Butterpreisen erreichte zu Septemberbeginn 3.400 Euro pro Tonne. Die saisonal steigenden EU-Erzeugermilchpreise werden wahrscheinlich unter dem Vorjahresniveau bleiben, da sich der momentan fragile Verbrauch langsamer erholen wird, als die Produktion.

Direktvermarktung in der EU wird weiter zu legen

Die Covid-19-Pandemie hat zu einem Zuwachs bei den Direktvermarktungen geführt. Die Verbraucher achten seither verstärkt auf Lebensmittel aus der Region und auf kürzere Transportwege. Dieser Trend wird sich auch im Jahr 2021 fortsetzen.

Produktion und Export

 Die Nachfrage der Verbraucher führte zu einer Steigerung der EU-Produktion an Trinkmilch. Von Jänner bis Juli 2020 wurde um 4 % mehr Trinkmilch erzeugt als im Vorjahreszeitraum. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass die gesamte Jahresproduktion an Trinkmilch für 2020 nur etwa um 1,5 % wachsen wird. Die Exporte im Trinkmilchsektor konnten von Jänner bis Juni 2020 ebenfalls zulegen (+3 %). China, als EU Hauptexportland, steigerte die Importe im ersten Halbjahr um satte 17 %, wogegen die Produktion an Obers und Joghurt 2020 um 0,5 % unter dem Vorjahresniveau liegen wird. Lt. EU-Kommission soll sich dieser positive Trend der EU-Exporte im Jahr 2020 für die gesamte Palette der frischen Molkereiprodukte fortsetzen und um 8 % über dem Vorjahr liegen.

Bei den EU-Magermilchpulverexporten wird davon ausgegangen, dass diese heuer mit 850.000 t das zweithöchste Level erreichen werden. Die Produktion an Magermilchpulver wird im Jahr 2020 um etwa 5 % steigen und für 2021 wird ein Produktionswachstum von 3 % erwartet. Die EU-Vollmilchpulverexporte konnten im ersten Halbjahr 2020 zulegen. Der Großteil des Exports ging nach Afrika (+ 53 %) wogegen die Exporte in den Nahen und Mittleren Osten um 1 % zurückgingen. Trotz der zunehmenden Konkurrenz von neuseeländischem Vollmilchpulver in den kommenden Monaten wird davon ausgegangen, dass die EU-Exporte bei Vollmilchpulver stabil bleiben. Jedoch wird für 2021 ein Rückgang des EU-Exportes an Vollmilchpulver von 2 % prognostiziert, resultierend aus einem erwarteten Produktionsrückgang.

Ungeachtet der steigenden EU-Butterpreise wachsen die EU-Exporte und werden 2020 ein neues Rekordhoch von 320.000 t erreichen. Für 2021 wird davon ausgegangen, dass die EU-Exporte bei Butter wettbewerbsfähig bleiben werden, da die Restaurants weltweit unter anderem vermehrt auf Takeways setzen werden. Auch die EU-Käseexporte ziehen im Jahr 2020 um etwa 5 % an. Obwohl der EU-Verbrauch an Käse, durch Restaurantschließungen etc. während des Lockdowns, zurückging, bleibt der globale Verbrauch an EU-Käse stabil und entwickelt sich positiv. Für 2021 wird von einem bescheidenen EU-Exportzuwachs von 0,5 % ausgegangen.

Koppensteiner, 08.10.2020

Der gesamte Bericht steht Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung.