EU: landwirtschaftliche Prognosen 2020-2030

25.01.2021 EU-Milchproduktion wächst langsamer; Biologische Betriebe nehmen zu; EU-Exporte werden steigen; Molke wird in der EU mehr Wertschätzung erhalten

Am 16. Dezember 2020 veröffentlichte die EU-Kommission den neuen Agrarbericht mit den Aussichten für 2020 – 2030. Dieser Report befasst sich mit den Prognosen zu den aktuellen Agrarmärkten, den Einkommen und der momentanen Umweltlage, aber auch damit wie die Landwirtschaft mit den zu erwartenden Möglichkeiten und Herausforderungen in der kommenden Dekade umgehen wird. Die Angaben beziehen sich auf die EU-27.
Die Vorbereitungen und Ausführungen zu diesem Bericht waren selbstverständlich beeinflusst durch die Covid-19-Pandemie. Im Großen und Ganzen hatte die Corona-Krise auf den Lebensmittelmarkt, dank der Belastbarkeit der Nahrungsmittellieferkette, nur einen beschränkten Einfluss. Ohne Frage haben der steigende Bedarf an e-commerce food (so wird der Kauf von Lebensmitteln über die digitalen Vertriebskanäle bezeichnet) sowie die größere Nachfrage an lokal produzierten Lebensmitteln und die dadurch verkürzten Lieferdistanzen, wesentlich dazu beigetragen.

Abstract für den Bereich Milch und Milchprodukte

Die EU-weite Milchproduktion wird bis 2030 etwa 162 Millionen Tonnen betragen. Es wird von einer jährlichen Produktionssteigerung von 0,6 % ausgegangen. Hauptthemen bei den Milchbetrieben wird in den nächsten 10 Jahren vermehrt die Seuchenpräventation und Minimierung von Verletzungsgefahr sein. An dem Projekt „Tierwohl“ wird weitergearbeitet. Die Tierwohlinitiativen sollen unter anderem zu einer längeren Lebensdauer und einer Leistungssteigerung pro Kuh führen. Zusätzlich sollen die Emissionen pro Kilogramm Milch reduziert werden. Der Anteil der konventionellen Milchbetriebe wird bis 2030 weniger werden, während die Anzahl der biologischen sowie alternativen Betriebe ansteigen wird. Der Anteil der biologisch produzierten Milch betrug 2018 in der EU 3,5 %. Durch die Umstellung vieler Betriebe wird der Anteil biologisch produzierter Milch von 3,5% im Jahr 2018 auf 10 % bis 2030 klettern.
Außerhalb der EU wird die Milchproduktion ebenfalls ansteigen. Für Neuseeland wird eine Produktionssteigerung von 0,4 % pro Jahr angenommen und in den USA wird von einem Milchproduktionswachstum von 0,8 % pro Jahr ausgegangen. Darüber hinaus wird prognostiziert, dass die globale Milchproduktion pro Jahr in etwa um 15 Mio. Tonnen zulegen wird. Wobei die größte Steigerung der Milchproduktion in den Entwicklungsländern stattfinden wird.

EU-Exporte werden weiter steigen

Die EU-Exporte bis 2030 werden langsamer ansteigen als in den vergangenen 10 Jahren. Trotzdem wird die EU der größte Exporteur von Milch und Milchprodukten bleiben. Der weltweite Exportanteil der EU wird bis 2030 auf 28 % geschätzt. Käse wird auch künftig das wichtigste Exportprodukt sein. 49 % des globalen Käseexports werden bis 2030 aus der EU stammen.
Molke wird in der nächsten Dekade eine wichtigere Rolle spielen. Bis 2030 werden 62 % der EU-Molke für die Herstellung von Nahrungsmitteln, hauptsächlich für die klinische Ernährung sowie für die Sport- und Kinderernährung, benötigt. Daher werden die Exporte von Molkeprodukten der EU bis 2030 jährlich um 1,7 % steigen. Auch in Bezug auf den Export von Molke für die Futtermittelerzeugung sollte die EU konkurrenzfähig bleiben.
Die EU-Butterexporte werden pro Jahr um etwa 3 % ansteigen. Die Exporte von Magermilchpulver werden ein kleinwenig nach oben klettern, wobei Asien und Afrika den größten Importbedarf haben werden.
D
ie EU-Exporte von Vollmilchpulver geben weiter nach und zwar in etwa um 2 % pro Jahr. Als Grund dafür wird der geringere Bedarf, sowie das Ausweichen auf billigere Alternativen wie zum Beispiel fat-filled powders, in denen die Milch-Fettkomponente durch Pflanzenfett ersetzt wird, gesehen.
Neuseeland wird einen kleinen Teil seiner Exportanteile einbüßen, während die USA ein paar Prozente zulegen, auch die Exporte aus anderen Regionen wie zum Beispiel Südamerika, sollten stärker werden.

Detailliertere Ausführungen zum Milchbereich sowie zu den anderen landwirtschaftlichen Sektoren finden sie hier:
https://ec.europa.eu/info/news/eu-agricultural-outlook-2020-30-sustainability-objectives-impact-meat-and-dairy-along-supply-chain-2020-dec-16_de

Koppensteiner, 25.01.2021