Geänderter Umrechnungsfaktor für Rohmilch
15.11.2021 Ab 1. Jänner 2022 werden die Milchlieferungen an österreichische Molkereien mit dem Faktor 1,03 von Liter in Kilogramm umgerechnet.Milch wird bei der Abholung vom Erzeugerbetrieb bekanntlich fast ausschließlich volumetrisch in Liter gemessen. Anschließend werden die Liter mit einem Faktor in Kilogramm umgerechnet. Diese sind die Basis für die Auszahlung des Milchgeldes an die Erzeuger. Der in Österreich geltende Umrechnungsfaktor wird nun ab 1.1.2022 von 1,025 auf 1,03 erhöht.
Dichte und spezifisches Gewicht - ein kurzer Exkurs in die Physik
Ein Liter bzw. ein dm3 Wasser ist nahezu einem Kilogramm gleichzusetzen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Dichte. Diese erhält man, wenn man die Masse eines Stoffes durch dessen Volumen dividiert. Angeben kann man die Dichte verschiedener Stoffe z.B. in kg/dm3. Wasser besitzt eine Dichte von 1 kg/dm3. Das ist ein Näherungswert, da die Dichte druck- und temperaturabhängig ist.
Das "spezifische Gewicht" - auch als "relative Dichte" bezeichnet - erhält man, wenn man das Gewicht eines bestimmten Volumens etwa der Milch in Beziehung zum Gewicht des gleichen Volumens Wasser bei gleicher Temperatur setzt. Das spezifische Gewicht von Wasser ist mit "1" festgelegt, jenes von Milch liegt bei 1,03, sieht man von geringfügigen Schwankungen ab. Das bedeutet, dass ein Liter Milch in etwa um 30 Gramm mehr wiegt als ein Liter Wasser.
Warum ist Milch schwerer als Wasser?
Das vergleichsweise höhere Gewicht der Milch hat mit deren Inhaltsstoffen, also dem Fett-, Protein- und Laktose-Gehalt sowie dem Gehalt sonstiger Bestandteile zu tun. Die Dichte von Fett ist etwas geringer als jene von Wasser. Eiweiß und Laktose und auch weitere Inhaltsstoffe wiederum weisen im Vergleich zu Wasser eine höhere Dichte auf. Da diese "schwereren" Bestandteile den Fettgehalt überwiegen, liegt insgesamt das spezifische Gewicht der Milch bei 1,03 und ist damit höher als das des Wassers.
Anpassung auf den aktuellen Stand der Technik
Aufgrund der früheren Gegebenheiten bei der Milchannahme in den Sammelwagen und dem damit verbundenen geringfügigen Lufteinschluss beim Absaugen wurde der Umrechnungsfaktor in Österreich bereits in den 1970-er Jahren auf 1,025 festgelegt.
Bei den deutschen Nachbarn war dieser Faktor in der Milchgüte-Verordnung mit 1,02 vorgegeben. Ein davon abweichender Wert war nur im Fall einer ausdrücklichen vertraglichen Vereinbarung zwischen Molkerei und Lieferant möglich.
Die nun stattfindende Anhebung des Umrechnungsfaktors auf den fixen Betrag von 1,03 trägt der technischen Weiterentwicklung der Milchannahme-Geräte und der Verwendung immer größerer Hoftanks Rechnung.
Gemäß der neuen Verordnung zur Fortentwicklung des Milchgüte-Rechts wurde in Deutschland der Faktor mit Wirksamkeit vom 1. Juli 2021 auf 1,03 angehoben.
In Österreich wird die Anhebung gemäß Erzeuger-Rahmenbedingungen-Verordnung ab 1. Jänner 2022 in Kraft treten.
§ 26 der Erzeuger-Rahmenbedingungen-Verordnung lautet:
"Umrechnungsfaktor: Erfolgt die Ersterfassung der Milch in Liter, ist mit dem Faktor 1,025 auf Kilogramm umzurechnen. Bei Ersterfassungen, die ab dem 1. Jänner 2022 erfolgen, ist mit dem Faktor 1,03 auf Kilogramm umzurechnen. Die auf eine Nachkommastelle in Kilogramm erfassten Milchmengen eines Milcherzeugers sind monatlich zusammenzuzählen und auf ganze Kilogramm kaufmännisch zu runden."
Die Preisbildung für die angelieferte Rohmilch wird von der jeweils aktuellen marktpolitischen Situation bestimmt. Daher wird der monetäre Effekt des erhöhten Umrechnungsfaktors zumindest mittelfristig nicht von Relevanz sein.
Die gesamte Erzeuger-Rahmenbedingungen-Verordnung finden Sie unter:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20009330
Die Vertragsbeziehungen zwischen Erzeugern und Erstankäufern sind im 5. Abschnitt dieser Verordnung geregelt.
Bei Fragen steht Ihnen das Referat "Marktinformation" der AMA unter milk.quality@ama.gv.at bzw. unter der Telefonnummer 050 31 51-305 gerne zur Verfügung.
Masanz, 12.11.2021