Ausblick EU-Geflügelmarkt 2020/21
16.10.2020 Die Europäische Kommission veröffentlichte im Oktober die Prognosen für die wichtigsten Agrarmärkte. Die EU prognostiziert für die 27 Mitgliedsstaaten ein moderates Wachstum der Geflügelfleischproduktion. Die Ein- und Ausfuhrbilanzen von Geflügelprodukten werden sich voraussichtlich erst im kommenden Jahr erholen.EU-Geflügelproduktion soll 2020 und 2021 moderat steigen
Die EU geht von einem leichten Wachstum der Geflügelproduktion für die EU-27 aus. In der ersten Jahreshälfte stieg die Produktion um 1,5 % gegenüber dem Vorjahr, wobei viele wichtige Erzeugerländer wie Italien, Polen, Spanien und Deutschland auch im 2. Quartal noch zulegten. Der Anstieg ist einerseits auf Investitionen in polnischen Betrieben zurückzuführen, andererseits auch auf die verstärkte Nachfrage nach Geflügelfleisch während Corona.
Die EU geht in der zweiten Jahreshälfte von einem geringen Wachstum von +1 % aus. Als Ursache werden die während des Lockdowns angestauten Mengen angeführt, die den Weg zurück auf den Markt finden müssen. Auch für 2021 wird ein ähnlich bescheidener Zuwachs von +1 % prognostiziert. Der Pro-Kopf-Verbrauch dürfte 2020 auf 23,7 kg steigen (+1,5%).
Rückgang der Ein- und Ausfuhren
Die EU-27 Geflügelexporte gingen in der ersten Jahreshälfte stark zurück. Zwischen Januar und Juni 2020 sanken die Ausfuhren um 8,5 % im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Exporte in das Vereinigte Königreich nahmen um 12 % ab. Die EU-Ausfuhren werden sich nur allmählich erholen, auch im Hinblick auf eine schrittweise Aufhebung des polnischen Exportverbots im Zusammenhang mit der Vogelgrippe. Eine positive Exportbilanz wird erst für 2021 erwartet (+1 %).
Die Importe sanken in der ersten Jahreshälfte um 15 % gegenüber dem Vorjahr. Zurückzuführen ist dies auf die geringere Nachfrage nach Geflügelfleisch im Außer-Haus-Verzehr und Gastronomie, dem Hauptabnehmer für importiertes Geflügel. Die Hauptlieferanten, darunter Brasilien lenken ihre Lieferungen weiterhin nach China um. Die Importe sollen 2020 voraussichtlich 12 % nachgeben und im Laufe des Jahres 2021 wieder ein Plus von 6 % aufweisen.
DI Reiterer, 16.10.2020
- Quelle: EU agricultural markets short-term outlook (EN), Oktober 2010
Hintergrund: Die EU veröffentlicht dreimal jährlich einen kurzfristigen Ausblick auf die wichtigsten Agrarmärkte. Der vorliegende Bericht bezieht die Auswirkungen von Covid-19 ein. Mögliche Konsequenzen einer großen zweiten Welle werden nicht berücksichtigt.