FAO – Agrarmärkte-Ausblick 2020

17.08.2020 Trotz massiver Marktstörungen durch Covid-19 geht die Welternährungsorganisation FAO von einem moderaten Wachstum der Geflügelfleischproduktion im Jahr 2020 aus. Der globale Handel mit Geflügelprodukten wird voraussichtlich leicht zurückgehen. Die FAO erwartet sinkende Importe der wichtigsten Abnehmerländer.

Massive Marktstörungen durch COVID-19

Die Welternährungsorganisation analysiert im aktuellen Bericht die Entwicklung der globalen Agrarmärkte im Hinblick auf COVID-19. Der Lockdown führte in den wichtigsten Exportländern zu einem Überangebot an Fleischprodukten und Umsatzeinbußen. Logistische Engpässe, eingeschränkte Verfügbarkeit von Luftfracht und Containern erschwerten den internationalen Handel und trugen zur Aufstockung der Lager bei. Arbeitskräftemangel in Schlachthäusern, Verarbeitungs- und Verpackungsbetrieben und erforderliche Betriebsschließungen führten zu Störungen in der gesamten Versorgungskette und in der Folge zu sinkenden Erzeugerpreisen.

Starker Rückgang bei Geflügelpreisen

Die internationalen Fleischpreise sanken im Mai 2020 gegenüber Januar um 8,6 Prozent, wobei Geflügelfleisch mit einem Minus von 11,8 Prozent den zweitstärksten Rückgang innerhalb des Fleischsektors verzeichnete. Die Schließung von Fast-Food-Verkaufsstellen wirkte sich im Geflügelsektor zusätzlich negativ aus. Ein Teil des Überangebots konnte in den Lebensmitteleinzelhandel umgeleitet werden. 

Moderate Ausweitung der globalen Geflügelproduktion

Die Welternährungsorganisation prognostiziert für den Geflügelsektor einen Anstieg der weltweiten Fleischproduktion im Jahr 2020 auf 137 Millionen Tonnen. Das sind 2,4 Prozent mehr als im Jahr 2019. In China geht man von einem langsamen Wachstum aus, gestützt durch eine relativ stabile Nachfrage. Die FAO erwartet auch für die EU und Großbritannien einen Zuwachs von 1,2 Prozent aufgrund neuer Investitionen in Verarbeitungsanlagen. Für die EU-27 wird eine Geflügelfleischproduktion von 13 Millionen Tonnen prognostiziert. Die jüngsten Preisrückgänge im Zusammenhang mit COVID-19 bzw. neue Fälle von Vogelgrippe könnten diese positiven Aussichten jedoch unterlaufen. Eine Ausweitung der Produktion wird voraussichtlich auch in Brasilien, Südafrika und Mexiko stattfinden. Im Gegensatz dazu geht man von rückläufigen Kennzahlen in Indien aus. Ursächlich genannt werden die Abwanderung von Arbeitskräften aus den Städten bedingt durch COVID-19-Maßnahmen sowie eine verringerte Verbrauchernachfrage. Ein Produktionsrückgang wird auch in Thailand erwartet aufgrund des stark verminderten Absatzes über den Lebensmitteleinzelhandel, einschließlich der Straßenverpflegung. In den USA tragen Umsatzrückgänge in der Gastronomie und restriktive Sicherheitsmaßnahmen in Verarbeitungsbetrieben zu einer rückläufigen Geflügelfleischproduktion bei.

Stagnierender Geflügelfleischhandel 

Der globale Handel mit Geflügelprodukten wird 2020 voraussichtlich 14 Millionen Tonnen erreichen, was einem leichten Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Nach vier Jahren ununterbrochener Zuwächse schlagen hier vor allem sinkende Importe der wichtigsten Abnehmerländer, darunter Südafrika, Kuba und Saudi-Arabien zu Buche. Wachsende Importe werden hingegen aus China erwartet, bei anhaltender Nachfrage (+17 Prozent), ebenso aus Mexiko und Japan. Die weltweite Stagnation der Geflügelfleischimporte wird sich voraussichtlich negativ auf eine Reihe traditioneller Exportländer, insbesondere Thailand, die Türkei und Argentinien auswirken. Auf der anderen Seite sollen die USA, Brasilien und Weißrussland ihre Geflügelfleischexporte steigern können.

DI Reiterer, 17.08.2020

Detaillierter Überblick: